Sonntag, 14. Juni 2015

Der göttliche Makel

Der göttliche Makel ist, dass der Mensch glaubt denken zu müssen wie ein Gott, den er sich einst erfand. Daher ist Nietzsches Forderung nach einem "Übermenschen" provokativ zu verstehen, eben als Spitze und Pfeil ... aber der Mensch hört eben nicht was gesagt wurde, sondern nur das was er hören kann - und hält Götter und Herrscher fälschlicher Weise für Übermenschen. Ein "Übermensch" ist ein Mensch, der sich selbst aus sich heraus begreift und nicht über den Geist eines erfundenen Wesens, das ihm Gerechtigkeit und das Wissen um Gut und Böse brachte. 

Der Mensch erfand und erdachte sich irgendwann einmal einen Gott oder höheres Wesen, von dem er glaubt, er würde die Welt regieren. In der abrahmistischen Kultur bezeichnet sich der Mensch sogar als Abbild Gottes und verweigert sich da bereits der Menschheit in Gleichheit. Gleichheit ist nur dann angeblich erreicht, wenn all sich demselben erfunden Gott und dessen erfundenen Recht unterordnen. In der griechischen Mythologie galten die Griechen als Nachfahren der Götter (s. Atlantis). Doch der eigentliche Makel der Götter ist: Sie zersetzten das natürliche Bestreben des Menschen, nicht töten zu wollen und verlangen mit ihren Gesetzen, Moral und Regeln, genau das Gegenteil.

Jeden Tod, jeden Mord definiert dieser Mensch als Schicksal bzw. Willen eines unfehlbaren Gottes. Dabei ist nie realisiert worden, dass Religionen nur den Eigentumismus als Gottbild personifiziert haben. Der Mensch erlebt allerdings diese Unfehlbarkeit in seiner gelebten Realität (Eigentumismus) als Gemeinheit und große Ungerechtigkeit. So steht das natürliche Bestreben, keinen Menschen töten zu wollen, der Ordnung der Götter = Eigentumismus, entgegen. Deshalb prophezeien alle Religion den Frieden erst nach dem Tod. Religionen können daher erst nach der Entdeckung der geistigen Manipulation durch die Vorstellung, dass es Eigentum und seine Wirkung gibt, erfunden worden sein.

So entstand die Kultur des Verzeihens, aber nicht der Mensch verzeiht dem anderen Menschen, sondern der Mensch verzeiht nur sich und damit seinem Gott, wenn er gegen seine Natur anderen Menschen töten oder benachteiligen muss, weil er sich an die "göttliche Ordnung" (Moral,Gesetz, Recht) hält. Eine Form des Verzeihens ist: Töten in Notwehr ist nicht strafbar. Der Willensmechanismus durch den Eigentumismus blieb bis heute in der Philosophie unbeachtet.

Eigentum ist nur eine angenommene Wirkung von Materie,
die physikalisch nicht nachweisbar ist.
(keuronfuih)



Daher ist Goethes literarische Umschreibe des Menschen als "kleiner Gott der Welt" mehr als zutreffend. Er - der Mensch - verzeiht sich immer fort seine angebliche eigene Unzulänglichkeit im Handeln (göttliche Art), weil er nicht seinem eigenen Geist gehorcht, sondern einem künstlichen, erfunden und nicht existierenden Geist seines eingebildeten Gottes, der behauptet "Gerechtigkeit" gebracht zu haben, in dem der Mensch unterscheiden kann, was gut und was böse ist = Urfaschismus = Eigentumismus.

So sind im Lauf der Zeit die Überzeugungen erwachsen, dass die Armut ein "Wille Gottes" sei und der Reiche sein Vermögen als Lohn für seine Aufrichtigkeit von Gott erhält. Das war die Geburtsstunde der "höheren Moral", die sich der Mensch selber gab, nach dem seine Ahnen ihm den Gott erträumten, um das Eigentum mit einer erfunden Metaphysik logisch rechtfertigen zu können.

Von da an begann der Arme ("der Arm des Reichen) zu forschen, ob auch der Reiche, sein Chef, sein Herr, sein König, sein Kaiser oder sein Tyrann auch tatsächlich durch Gerechtigkeit und Rechtsschaffenheit zu Macht und Reichtum kamen. Den eigentlichen gesellschaftlichen Konsens, den alle als Wertegesellschaft eingegangen sind, um Armut oder Reichtum erst möglich zu machen = den Eigentumismus, erkennen sie bei ihren Überlegungen nicht mehr. Sie befinden sich in der "selbstverschuldeten Unmündigkeit"Sie halten ihn für natürlich = eben göttlich. Natur steht heute für jeden als materialistische Gottheit - Selbst die Natur kann ohne den göttlichen Faktor nicht mehr erkannt werden.

Daher klagt niemand den Zustand des Reichtums als solchen an. Er wird als natürlicher Umstand empfunden, den es zu erstreben gilt. Nur die Art und Weise, wie dieser Reichtum zustande kommt, steht im Focus. Es werden immer wieder neue Richtlinien erdacht, die nur den Rechtschaffenen reich machen sollen - als Lohn Gottes - denn der Reichtum ist das Ziel des Menschen - stellt er doch die Gnade und die Gunst seines eingebildeten Überwesens dar. Daher wird dieser auch nicht als "Übermensch" gesehen, aber fälschlicherweise immer als solcher bezeichnet und Nietzsche daher für diese Wortschöpfung verunglimpft.

Wenn allerdings ein Menschen, den Menschen den er kritisiert als "kleinen Gott der Welt" begreift und dann den Übermenschen fordert, ist es eben nicht so gemeint, wie die Gebildeten glauben, es verstehen zu müssen.

Wer allerdings diese Grundlagen des Bewusstsein im Zusammenhang mit der "Weltliteratur" nicht kennt und trotzdem behauptet sich über Begrifflichkeiten streiten zu müssen, lebt tatsächlich im Dunkeln.

Der Mensch muss daher nicht selber verzeihen oder einem anderen Menschen, wenn er sich an die Moral eines eingebildeten Gottes halten will, die er zu seinem eigenen Logos macht - sondern er muss anfangen alle Moral, Tugend, Sitte,  Gebräuche, Vorstellung von Gerechtigkeit als falschen Maßstab begreifen.

Menschendämmerung  sollte es heißen

Das ist die "Götterdämmerung", die so viel und so gerne als Wort benutzt wird, um sich als "gebildet" darzustellen. Nicht umsonst kam Nietzsches "Zarathustra" vom Berg und schrie: "Gott ist tot!" - ich ergänze "Er hat nie existiert".

Das ist der erste Schritt zum "tabula rasa", dem unbeschriebenen Blatt. Dich die schwerste Hürde ist damit nicht genommen, sondern wenn Gott tot ist, existiert auch keine Moral oder Gerechtigkeit mehr, die sich Menschen ausdachten und erträumen, in der Vorstellung, das sein Gottes Wille.

Dann beginnt der Mensch, langsam ein Mensch zu sein. Er fängt an aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie es Kant nannte auszutreten. Dann kann er über die berüchtigten antschen Schluchten/Abgründe gehen, weil dort ein "Steg" ist, den er aber noch nicht sieht.

Er muss sich darin üben ohne diesen "Gängelwagen" der Regeln und Normen zu gehen, die als ewige Last der Urväter aller Zivilisationen an ihm hängt. Er muss sich davon befreien. Das geschieht nicht in Form von brutalen Revolutionen, sondern es ist lediglich eine geistige Revolution gegen sich selber, gegen das ICH, das unbedingt glauben will, dass es universelle Werte abgeleitet von eingebildeten Göttern gäbe und diese gleich der Natur seien. Er muss sein Selbst überwinden, um zum Menschen werden zu können.

Erst dann sieht er die Zukunft ohne Götter ohne Moral und ohne Gerechtigkeit eingebildeter Götter, die nichts anderes sind als Doppelmoral, welche die Menschheit teilt. Erst dann erkennt der die Natur und begreift sie nicht mehr als Chaos, das er glaubt es würde ihn verschlingen, wenn er ohne Regeln und Normen als Menschheit leben will.

Hier geht es nicht um Ideologien, die nichts anderes sind als Ersatzreligionen, die wiederum nichts anderes sind als Nebelkerzen, um dem menschlichen Geist den Eigentumismus als sein natürliches Wesen darzustellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Meine Blog-Liste