Freitag, 6. August 2010

Warum Umverteilung des Geldes nichts bringt !

Wir vergleichen unser Geld-, Werte- und Wirtschaftssystem immer gerne mit Monopoly. Dieses Spiel scheinen wir alle voll und ganz verstanden zu haben.

... und aus diesem Grunde verlangen wir die Umverteilung von Geld, denn wir wollen das Spiel um die eigentlichen Werte des Lebens weiter spielen, um vielleicht beim nächsten Versuch selber zu den Gewinnern zählen zu können. Uns wurde ein Gedanke von Wertvorstellung schon von Kindesbeinen in unseren Kopf gepflanzt, der jeder Art von natürlichem Gerechtigkeitssinn untergräbt. Dieser Virus gibt uns jede Rechtfertigung menschliche Ungerechtigkeit als gerecht im Sinne von Geld zu erklären.

Aus diesem Grunde finden wir immer wieder neue Erklärungsmöglichkeiten unser, im Grund unrechtes Handeln, als richtig und gerecht im Sinne der Geld- und Wertewirtschaft, mit anerzogener, künstlich erzeugter Geldmoral zu rechtfertigen. Daher kann die jetzige Wertevorstellung nicht natürlich sein. Sie ist ein Kunstprodukt zur Erklärung einer Realität, die nicht wirkliche existent ist.

D. h. wir wollen das Geld - die Pachteinnahmen der Straßenbesitzer - wieder an uns zurück verteilen, mit dem Resultat, dass wir weiter über ihre Straßen hinweg marschieren und ihre Kassen wieder neu auffüllen können.

Im Grund verstehen wir die Sinnlosigkeit unseres Handelns und Wirtschaftens schon lange - doch eine Ausweitung dieser Kritik läßt uns alle an ein TABU stoßen - an ein Gedankenverbrechen, das unvertretbar ist, in unserer kleinen Hirnwelt.


... im Grund wissen wir, dass wir nicht das Geld, sondern die Straßen umverteilen müssten,  aber das ist das riesengroße Mem "Sozialismus", das uns daran hindert, zu erkennen, dass auch die Umverteilung der Güter, keine wirkliche Lösung darstellt.



Es wäre nur ein Neustart, der ewig alten Leier mit Krieg, Ausbeutung und Unterwerfung. Kein Steuersystem kann wirkliche Gerechtigkeit schaffen und wir kommen immer wieder am Punkt der schmerzvollen Umverteilung an, die wieder Blut, Verwüstung und Leid bedeutet.

Würde aber Leistung Geld entstehen lassen, wäre es sinnlos über das Monopolybrett (kommt von Monopol - daraus entstand der Gedanke, dass nur eine einzelne Clique hinter all dem steckt) hinweg zu fegen, um irgend eine Straße zu erhaschen - denn Eigentum auf unvermehrbare Güter ist im Grund wertlos - erst Leistung macht Land, Rohstoffe und Produktionsmittel zu einem nutzvollen Gut.

Das Monopolyspiel hat erst dann ausgedient, wenn wir die Geldentstehung vom Eigentum auf Natur und Erde trennen. So käme die Welt ein Stück näher an Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Die Menschheit wäre  vom Druck der ständigen Umverteilung befreit. Sie wäre vom Zwang befreit, sich ständig gegen die Neubildung von Monopole zu wehren; die in der Natur des Monopoly-Spieles liegt. Die Menschheit müsste sich nicht ständige mit neuen, raffinierteren Umverteilungsmechanismen beschäftigen und nicht mehr neue Sicherheiten erfinden, um neues Geld schöpfen zu können.

... natürlich wäre es für die Schlossalleebesitzer eine schmerzvolle Zeit, aber sie würden nichts verlieren, außer Macht und Einfluss auf Demokratien und Menschenmassen.

Der Trick unseres Monopoly-Spieles ist also nicht die Land- und Geldverteilung, sondern die Geldentstehung durch Sicherheiten auf  Land. Letztendlich ist Leistungsgedecktes Geld ist der Weg zur Wiederherstellung einer schon immer dagewesenen Grundordnung, dass der Mensch sich als Menschheit begreift und sich dem Wertedenken eines künstlich erzeugten Wertedenkens entzieht und so die Möglichkeit erhält die wahren Werte unserer Existenz zu erkennen.

3 Kommentare:

  1. Hm. Die einleitenden Gedanken und ebenso der Schlußsatz erscheinen durchaus plausibel.
    Aber der Gedanke, daß leistungsbasiertes Geld statt "Be-Sitz"-basiertes Geld für sich schon eine Lösung sein soll, findet noch keine uneingeschränkte Resonanz in meinen Hirngewinden.

    Meine Erfahrung der letzten Jahre, vor kurzem auch in einem Landwirtschaftlichen Fachblatt statistisch bestätigt:
    Während früher Kredite für Investitionen in der Landwirtschaft durch Grundschulden besichert wurden, sind heute immer mehr Kredite Personenkredite - also leistungsgesichert.
    Der Grund dafür ist aber wohl kaum in moralischer Einsicht der handelnden Banken zu sehen, sondern im Gegenteil, Ergebnis eines Monolopisierungsprozesses:

    Der landw. Betrieb verdoppelt seine Größe im Schnitt alle 20 Jahre, also ca 3,5 % pro Jahr. "Erfolgreiche Zukunftsbetriebe" verdoppeln sich sogar alle 10 Jahre.
    Das Eigentum an Fläche wächst dabei - zumindest in Westdeutschland - nicht mit, da Flächenkauf aufgrund der spekulativen (nenn' ich hier mal leichtsinnig so) Überbewertung des Grundes nicht rentabel ist. Der Pachtanteil des Durchschnittsbetriebes liegt heute weit über 50 %, die wachstumsstarken Betriebe liegen eher bei 80 bis 100 % Pachtfläche. Trotzdem kriegen sie Kredite - auf ihre zukünftig erwarteten Leistungen.

    Wo ist hier Ursache und Wirkung?
    Sollte das schon eine "natürliche" Gegenreaktion des Marktes sein, mit dem dieser tatsächlich sich selbst bereinigt?
    Ich glaube eigentlich nicht, denn dieser Prozeß führt keinesfalls zur Gerechtigkeit von Einkommen und Arbeitslast, sondern im Gegenteil:
    er hält alle, die nicht aus dem System fliegen wollen, im immer schneller drehenden Hamsterrad.

    Die Sinnlosigkeit dieser Entwicklung mit Blick auf die globale Ernährungslage kommt im Weltagrarbericht klar zum Ausdruck.
    Danach sichert nur kleinräumige, lokale oder regionale Substistenz die Ernährung, nicht die auf technische Durchsatzeffizienz optimierte Globalisierung.


    Das Problem liegt tiefer:

    Dahinter schimmert auch die Erkenntnis, daß unsere wirtschaftlichen Wertmaßstäbe menschenfeindlich sind:
    Egal ob Produktivität, Konsum oder Bruttosozialprodukt: Der Mensch steht immer im Nenner.
    "Gut" ist was möglichst viel Masse pro Mensch bewegt.
    Ein menschenwürdiges Erfolgsmaß würde aber den Menschen in den Zähler stellen:
    Wie schaffen wir es möglichst viele Menschen pro Material leben zu lassen?
    Möglichst viele Arbeiter pro Maschine, viele Menschen pro Fläche, viele Konsumenten pro Tonne Material...


    In dem Zusammenhang erinnere ich mich auch an die Wort-Herkunft des germanisches "Be-sitzen":
    Wer sich eine Zeit lang auf ein bestimmtes Stück Land setzte - dieses also be-sitzen konnte, ohne daß ein anderer kam und frühere Ansprüche geltend machen konnte, durfte dieses forthin als Lebensgrundlage nutzen. Besitz war also untrennbar mit produktiver Nutzung verbunden.

    Neben der Bevölkerungszunahme ist es der technische "Fort"schritt, der dieses Vorgehen obsolet gemacht hat.
    Plantagenbesitzer können heute 1000e Hektar be-sitzen und Substistenzbauern von den Flächen fern halten.
    Dieser technische "Fort"schritt ermöglicht eben genau das Wachsen der "Erfolgs"zahlen mit dem Menschen im Nenner.
    Und genau dieser Prozeß treibt auch den Bauern vom bodenbesicherten Kreditnehmer (=Gelderzeuger) zum personenbezogenen Kreditnehmer = leistungsbasierten Gelderzeuger.

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  2. (Teil 2)
    Trotzdem wandelt sich die Situation des Bauern zu einer zunehmend prekären.
    In den Substitenzwirtschaften war ein größerer Garten dauerhaft Lebensgrundlage für eine ganze Familie.
    Vor 30 Jahren mußte man in Deutschland seinen Besitz schon vollständig beleihen, um ausreichend zu investieren, und diesen Betrieb mit vollem Krafteinsatz nach allen Regeln der Kunst bewirschaften. Doch hatte man diese Entscheidungen noch selber im Griff. Mit der Einhaltung dieser Zwänge hatte man zumindest für die eigene Generation eine weitgehend sichere Existenzbasis geschaffen

    Der "leistungsbesicherte" Bauer heutiger Prägung kann nur mehr durch aggresives Auftreten auf Inputmärkten (v. a. Pachtflächen) und Absatzmärkten überleben und ist trotzdem in seiner wirtschaftlichen Existenz laufend durch externe Faktoren (Weltmarkt, verschiebung von Subventionsregeln...) bedroht.

    Dabei läuft der Bauer immer der "Grenzkostenfalle" davon:
    Der Marktpreis ergibt sich unter den heute üblichen Bedingungen aus den Grenzkosten des "schwächsten" Anbieters.
    Kein Betrieb kann aber langfristig zu Grenzkosten überleben. Also werden immer Betriebe "hinten runter fallen" müssen.
    Einen Zustand friedlicher Gleichgewichtsproduktion kann es im neoklassischen Denkschema nicht geben.


    Es wäre also im nächsten Schritt der Begriff der "Leistung" auf jeden Fall in den persönlich eingebrachten Anteil und in den Anteil der Produktionsfaktoren (hier Boden "Kapital", sprich investive Vorleistungen wie Maschinen, Gebäude, Viebestand, Betriebsmittel...) zu differenzieren.

    Bei gleichem Input an persönlicher Leistung wird ein "moderner" Landwirt mindestens das hundertfache eines Subsistenzbauern produzieren - sofern er Zugriff auf die zusaätzlichen Produktionsfaktoren hat. Welche Leistung soll nun als Geldschöpfungsquelle dienen?
    Der Persönliche Input - das "Herzblut"?
    Oder der output? Und wie wird letzterer bewertet?
    Heute erfolgt im Markt die Bewertung von "Leistung" nach dem Output und damit eine Belohnung von aggresiver Inanspruchnahme der Produktionsfaktoren.
    Dies führt - nach Sättigung der Märkte - zu Überproduktion und damit zu Preisverfall, da der Preisbildungsmechanismus des Marktes nur Knappheit belohnt.
    Der einzige Schutz vor Preisverfall durch Wohlstand ist im "freien Markt" die Bildung von Monopolen, die sich die Knappheit selber organisieren können.

    All die vorgeblichen Rezepte der letzten hundert Jahre (Innovation, Diversifizierung, Spezialisierung, Nischenbildung, Qualität, Reaktionsschnelle...) verschieben diesen Prozeß nur, können ihn aber letztlich nicht aufhalten.
    Denn mit ausreichend Geld kann sich der Monopolist eben auch die Vorteile kaufen, die das neoklassiche Credo als Ausweg für die freigesetzten Ressourcen vorspiegelt.
    Am besten läßt man die armen kleinen Idioten diese ganzen Spielchen ausprobieren, indem man ihnen den Erfolg wie eine Fata Morgana vorspiegelt, oder wie die Möhre dem Esel vor den Kopf bindet.
    Wenn es gut geht, wird der Laden aufgekauft. Nicht umsonst ist das Segment "Mergers & Acquisitions" das liebste Betätigungsfeld der Investment-Zocker der letzten 20 Jahre gewesen. Wenn es schlecht geht, hat man allenfalls ein müdes Lächeln für die arme gescheiterte Existenz übrig.

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  3. (Teil 3)
    Ich sehe heute als einzige Alternative zu monopolträchtigem Marktgeschehen und motivationstötender Planwirtschaft eine Organisation des Zusammenlebens in überschaubare, dorf- oder clan-ähnliche Einheiten, die eine existentielle Grundsicherung gewährleisten und in denen die soziale Kontrolle die "Faktorallokation"übernimmt. Nur auf dieser Ebene können Werte statt "Peanuts" als steuernd wirken.
    Die Interaktion dieser "Cluster" oder "virtueller Unternehmen" oder was immer man daraus entwicklen möge kann wohl in erster Ebene durch Marktmechanismen erfolgen. Übergeordnet wird aber wohl ein Mindestmaß an Zentralsteuerung nicht zu verhindern sein, um entstehende Monopole zu zerstreuen oder deren Gewinne für Gemeinaufgaben abzuschöpfen.
    Als Ebene dieser Zentralsteuerung sehe ich die souveräne Nation, denn auf absehbare Zeit halte ich eine "Weltregierung" weder für durchsetzbar noch für wünschenswert. Diese Nation wir in der Außenwirtschaft (die naturgemäß bei fehlender Zentralgewalt anarchisch, sprich marktgeseteuert ablaufen wird) alle Instrumentarien nutzen, auch die, die im neoklassichen Credo als "Protektionismus" diskreditiert werden.
    Eine "Weltgemeinschaft" wird lediglich Grundregeln, sprich territoriale Integrität, wirtschaftliche Eigentändigkeit der Nationen, gewährleisten müssen.

    Wer das nicht wahr haben will, sollte einen Blick in die Biologie werfen:
    Jeder entwickelte Organismus ist mit einer Haut umgeben.
    Substanzen, die Zellwände auflösen, gelten als die stärksten Gifte - Räuber und Parasiten bedienen sich dieser nicht selten, um am Erfolg ihrer Beute Anteil zu haben.
    Der gesamte Stoffwechsel, alle Prozesse, die aus toter Materie Leben entstehen lassen, erfolgen in Austauschprozessen an Grenzflächen.
    Und ausgerechnet in der Wirtschaft sollte das anders laufen?

    Ich lasse mich gerne eines Besseren überzeugen.


    Wolfgang Rosner
    (Agraringenieur, Master of Business Administration, Biobauer)

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